Plakadiva: Wie sich die Außenwerbung ihren Platz in der Smart City sichert

FACTS Ausgabe 1-2016, Out-of-Home Media, Klassik Out-of-Home Media, Smart Cities, PlakaDiva, Award,
Christian Seemann, Geschäftsführer areasolutions gmbh

Visionär mit konkreten Vorstellungen: Christian Seemann hat beim Kongress der Plakadiva über die Zukunftsperspektiven der Out-of-home-Branche gesprochen

Werbeflächen als Tankstellen für Elektrostrom, digitale Screens als CO2-Kontrolleure: In der smarten Stadt von morgen ist das alles denkbar, sagt Christian Seemann beim Kongress der Plakadiva in Düsseldorf. Denkbar ist auch: Out-of-Home kann mit der Digitalisierung richtig groß werden – doch die Zeit drängt.

Es war ein unkonventionelles Kongressprogramm, das der Fachverband Außenwerbung (FAW) seiner Plakadiva-Preisverleihung am Mittwoch vorangestellt hatte. Von Trendone-Geschäftsführer Nils Müllers Zeitreise ins Jahr 2025 mit teilweise bereits Realität gewordenen Zukunftstechnologien über Professor Andreas Marlovits‘ Überlegungen zur Wirkung von Dingen bis hin zu Galerist Klaus Rosskothens Schilderung zur Bedeutung der Kunst im urbanen Raum: An Inspiration und Diskussionsstoff für die folgenden Stunden fehlte es den rund 700 Gästen, die ins Capitol-Theater nach Düsseldorf gekommen waren, nicht.

Die handfestesten Implikationen für die Branche formulierte dann allerdings Christian Seemann, Geschäftsführer der Spezialagentur Areasolutions. Er appellierte an die anwesenden OoH-Vermarkter und -Agenturen, sich trotz mancher Skepsis mit dem Zeitgeist zu beschäftigen und Trends ernstzunehmen, um die Gattung weiterzubringen. Die Entwicklung hin zu Smart Cities, komplett vernetzten Lebensräumen inklusive der dadurch notwendigen Energieeffizienz in den neuen Ballungsräumen biete die Chance, „unser Medium in den Städten in eine exponierte Position zu bringen – aber die Zeit drängt“.

Anwendungsmöglichkeiten lieferte Seemann deshalb direkt mit. Als Grundlage künftiger Entwicklungen müssten die Werbeträger im öffentlichen Raum zunächst flächendeckendes Wlan anbieten. In einem nächsten Schritt könnten die Screens Verkehrs- und Standortfrequenzen, aber auch den CO2-Gehalt messen. In Zusammenhang mit vernetzten Parkleitsystemen, in denen es Apps zusammen mit dem Navi ermöglichen, einen Parkplatz am Zielort zu reservieren, ist es schließlich auch denkbar, auf den ebenfalls gekoppelten digitalen Screens profilierte Werbebotschaften zu zeigen. „Das Massenmedium Out-of-Home wird in die Lage versetzt, eine persönliche Ansprache zu leisten“, sagt Seemann.

„Wir müssen uns fragen: Ist Out-of-Home smart genug für die Zukunft?“

Die Smart Cities von morgen bieten ihmzufolge aber noch weitaus mehr Einsatzmöglichkeiten für die Gattung – sei es im Bereich der E-Mobilität (OoH-Werbeträger stellen als eine Art E-Connecting-Station Elektrostrom für kurze Distanzen zur Verfügung) oder der Ökologie im Allgemeinen, wenn Werbeflächen mit CO2-absorbierenden Materialien ausgestattet oder schlicht bepflanzt werden, um so eine besonders aktive Photosynthese zu betreiben und letztlich die Temperaturen in den Städten zu senken.

Zukunftsvisionen? Momentan ja, natürlich. Doch die Karten werden gerade neu gemischt. Gerade in der für die Branche wichtigen Zusammenarbeit mit Städten steckt Seemann zufolge enormes Potenzial – das allerdings nicht endlos auf die Außenwerber warten wird. „Wenn wir diese Chance verpassen, werden wir das Nachsehen haben“, so der Areasolutions-Geschäftsführer. Es drohe ein riesiges Konkurrenzproblem, weil sowohl Technologieunternehmen als auch Autohersteller das Thema für sich nutzen wollen. Seemann: „Wir müssen nicht für Content sorgen wie andere Medien, um Aufmerksamkeit zu erreichen. Aber wir müssen uns fragen: Ist Out-of-Home smart genug für die Zukunft?“ kann

Quelle: Horizont, 21.4.2016