Gestatten: Programmkino, Leser. Leser, Programmkino.
Da das erste Eis nun gebrochen ist, steht die große Frage im Raum: wer ist die Unbekannte, was ist ein Programmkino?
Dieser Kinotyp hat sich der Abkehr von großen Mainstream-Produktionen verschrieben. So werden hier nicht unbedingt die großen, lauten Blockbuster à la Justice League-Reihe oder James Bond gezeigt. Stattdessen laufen hier ausgewählte Filme, die nicht durch einen großen Filmverleiher unterstützt werden und/oder sich an kleinere Interessentenkreise richten. Im Jahr 2015 war so besonders die Gattung der Kinder-Animationsfilme Besuchermagnet – auch dies Teil der Programm-Ausrichtung. Der Film Alles Steht Kopf hat als erfolgreichster Arthouse-Streifen gut 3,2 Mio. Besucher angezogen. Auf den Rängen folgen Shaun das Schaf – Der Film (1,8 Mio.) und Hotel Transsilvanien 2 (1,6 Mio.). Die beiden Spielfilme Ostwind (1,2 Mio.) respektive Frau Müller muss weg! (1,2 Mio.) stellen die Plätze vier und fünf. Gesamt wurden im Jahr 2015 gut 15,6 Millionen Tickets an Programmkino-Kassen gelöst. Dies sind 11,2% der insgesamt verkauften Kinotickets des Jahres, womit ein beachtlicher Umsatz von fast 112 Millionen Euro erzielt wurde. Und das bei einem Durchschnittspreis von 7,16€, der 2015 damit gut 1,23€ unter dem Durchschnittspreis aller Kinos lag. Um Programmkino zu „werden“, muss sich das Lichtspielhaus selber als solches klassifizieren. Es gilt Kinos zu unterscheiden, die ausschließlich Arthouse-Filme vorführen und solche, die diesem Zweck einen oder mehrere Säle widmen. Gesamt gab es im Jahr 2015 genau 776 Kinosäle, von denen 660 in 437 reinen Programmkinos zu besuchen waren.
Die Landkarte der Programmis
Die meisten Programmkino-Säle befinden sich im Süden (BaWü 109, Bayern 143) und in Nordrhein-Westfalen (133). Hier ist beinahe die Hälfte aller deutschen Säle angesiedelt. Auf die Einwohnerzahl gerechnet, ist jedoch Berlin (104 Säle) mit großem Abstand auf dem ersten Platz. Hier bedient ein Saal knapp 33,5 TEW. Es folgen Hamburg (24 Säle, 73,8 TEW/Saal) und das Saarland (13 Säle, 76,1 TEW/Saal) auf dem Treppchen. Etwas weitere Wege müssen die Einwohner von Sachsen-Anhalt auf sich nehmen. Hier decken lediglich elf Leinwände das Bundesland ab, was auf 202,9 TEW pro Saal hinausläuft. Filmkunst spielt sich vornehmlich in größeren Städten ab. In solchen mit mehr als 200 TEW befinden sich 42% des Angebots an Programmkinos. Doch auch kleine Orte mit weniger als 50 TEW stellen 35% der Programmkinos. Stimmig zum Thema, dass klein (relativ) groß rauskommt, sind auch die Arthäuser vornehmlich klein – ein, zwei, höchstens drei Kinosäle sind hier der Regelfall. Alle größeren Kinos sind Ausnahmen und stellen nur 14% der Säle. Reine Exoten sind Programmkinos mit neun oder mehr Sälen.
Der Homo Art Hausus
In einem Saal konnte man 2015 gemeinsam mit durchschnittlichen 131 Gleichgesinnten Filme schauen – genau genommen 135 in den reinen Programmkinos und 110 in den Kinos, die eine gemischte Filmauswahl bieten. Diese Gleichgesinnten sind – durchschnittlich gesprochen – eher älter und eher weiblich. Die Gesamtbesucher in Arthäusern waren zu 60% weiblich. Das Alterssegment der Personen, die 50 Jahre oder älter sind, stellte 2015 gar fast die Hälfte aller Gesamtbesucher. Besonders die jungen Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahre sind im Gegensatz zu einer Betrachtung aller Kinos unterrepräsentiert. Lediglich 3% der Besucher von Arthäusern entfallen auf diese Altersklasse. Und lediglich 13,4% auf die noch jüngeren Kinogänger unter 16. Zusammen können diese beiden Klassen jedoch zum Vorjahr ein Wachstum vorweisen, was sich auf die eingangs schon erwähnte hohe Anzahl von Kinderfilmen zurückführen lässt. Das Bild ändert sich kaum für die Twens – auch in dieser Altersklasse gehen weniger ins Programmkino als ins normale Kino. Doch wer ein Arthouse-Kino aufsucht, tut dies als „Wiederholungstäter“. Knapp 20% der Besucher sahen sich im Jahr 2015 sieben oder mehr Kinofilme an. Filmkunstbesucher gingen 7,7 Mal im Durchschnitt ins Kino und davon 2,3 Mal in ein Arthouse. Der Grund für einen Film-Besuch ist bei den Programmkino-Gängern häufiger der Inhalt des Streifens als bei konventionellen Kinos. Hingegen gaben ebendiese Zuschauer weitaus weniger häufig an wegen einer Fortsetzung oder dem Teil einer Serie an Filmen ins Kino zu gehen. Dieses Argument zieht in vielen klassischen Kinos Zuschauer an – dort sind die Filme jedoch auch genau darauf ausgelegt.

Bildquelle: areasolutions